Geschichte – k. u. k. Infanterieregiment No. 28
Das Regiment wurde am 29. Mai 1698 errichtet und in den Niederlanden aufgestellt, aus denen es sich bis in die 60er Jahre des 18. Jahrhunderts ergänzte. Während des Spanischen Erbfolgekriegs kamen einige Kompanien dieses Kampfverbandes in Ungarn und im Rheinland zum Einsatz. Später kam es zu Verwendungen auf dem Balkan im Kampf gegen das Osmanische Reich (1714-1718). In der Schlacht um Peterwardein (1716) fiel der Regimentskommandant Friedrich Ludwig von der Lancken. Das Regiment nahm auch an Kämpfen im Polnischen Erbfolgekrieg (1731-1738) und im Österreichischen Erbfolgekrieg (1741-1748) teil, z. B. an der Schlacht um Dettingen im Jahr 1743 oder an der Eroberung der flandrischen Stadt Vilvorden im Jahr 1745. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) folgten weitere Kampfeinsätze. Die Grenadiere der zweiten Kompanie unter ihrem Regimentskommandanten Friedrich Wied-Runkels trafen im Jahr 1756 in Aussig auf die Preußen. Im nächsten Jahr begegnetem sie diesem Gegner erneut in Görlitz und kämpften in der Schlacht bei Štěrboholy, wo sie eine Niederlage erlitten, sich anschließend nach Prag zurückzogen und dort die Befestigungen rund um den Pulverturm erfolgreich verteidigten. Das Regiment wurde im anschließenden Schlesienfeldzug eingesetzt (1757 – Breslau, 1758 – Hofkirch, 1759 – Maxen, 1762 – Freiberg). Während der Reformen der kaiserlichen Armee in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts wurden bei der Uniformierung des Regiments grasgrüne Aufschläge und weiße Knöpfe eingeführt, die bis zum Jahr 1918 die Egalisierungsfarben blieben. Im Jahr 1770 wurde Kuttenberg (Kutná Hora) Ergänzungsbezirk des Regiments, und seitdem ist das Schicksal dieses Verbands mit den Ländern der böhmischen Krone verbunden. Im Jahr 1778 wurde das Regiment an der Oberelbe im Bayerischen Erbfolgekrieg eingesetzt. Am Ende des Koalitionskriegs mit Frankreich (1799-1801) wurde das Regiment auf dem italienischen Schlachtfeld zum Einsatz gebracht. Nach der Kapitulation General Mackes in Ulm geriet das Regiment einen Monat später in Kriegsgefangenschaft und konnte deshalb nicht an der Schlacht von Austerlitz teilnehmen. In der Kampagne des Jahres 1809 kämpfte das Regiment in der Schlacht bei Aspern und später bei Wagram. Im Jahr 1813 kämpfte es bei Dresden, Kulm und Leipzig. Den Feldzug beendete es mit seiner Teilnahme an der Militärparade der Koalitionsarmee in Dijon. Im Jahr 1817 verlegte das Regiment aus Kuttenberg (Kutná Hora) nach Prag und ist seither mit der böhmischen Metropole eng verbunden. Das Regiment war in der St.-Josef-Kaserne auf dem heutigen Platz der Republik untergebracht. Hier diente als Achtundzwanziger auch der tschechische Dichter Josef Kajetán Tyl, welcher das Theaterstück “Das Schusterfest” (“Fidlovačka”) verfasste, dem der Text der tschechischen Nationalhymne entnommen ist. Im Jahr 1832 war Graf Theodor Baillet-Latour Kommandant des Regiments. Er wurde Kriegsminister im Jahr 1848 und fiel im Wiener Oktober-Aufstand der aufgebrachten Menge zum Opfer. In dieser für die Donaumonarchie schwierigen Zeit wurde das 28. Infanterieregiment in Norditalien eingesetzt, wo es in die Schlachten bei Vicenza und Custoza eingriff. Im Jahr 1849 bekämpfte es die Ungarische Revolution. In den Jahren 1849 – 1881 war Generalmajor Ludwig von Benedek Regimentsinhaber, Oberkommandierender in Böhmen im Jahr 1866. Nach dem Tod Benedeks ging infolge des Dreibunds (Wien, Berlin, Rom) diese Würde hintereinander an die italienischen Könige Umberto I. (1881-1900) und Viktor Emanuel III. (ab dem Jahr 1900). Während des Sardinischen Kriegs beteiligte sich das 28. Infanterieregiment an der Verteidigung Tirols. Bedeutend war auch der Beitrag des Prager Regiments im Deutschen Krieg des Jahres 1866, insbesondere auf dem norditalienischen Schlachtfeld bei Custoza. Der Tag dieser Schlacht, 24. Juni 1866, wurde zum Gedenktag des 28. Infanterieregiments. Die Söhne Prags zeichneten sich auf dem Schlachtfeld aus. Das IV. Regimentsbataillon, stationiert in Theresienstadt, führte einen Ausfall durch, bei dem es die Eisenbahnbrücke bei Neratowitz zerstörte.
Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht betraf auch das 28. Infanterieregiment. Damals diente die Kaserne Na Brusce in Prag für den Nachschub. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Regiment in die Nähe Wiens verlegt, wo es an einigen Ehrenparaden teilnahm, z.B. vor dem russischen Zaren Alexander II. oder dem Schah von Persien. Weitere Garnisonen waren Budweis, Krummau, Prag, Linz und Trient (hier feierte das Regiment im Jahr 1898 sein 200-Jahr- Jubiläum). Nach Ludwig von Castaldo, dem beliebten Regimentskommandanten der Jahre 1890–1894, benannte der Regimentskapellmeister Rudolf Nováček einen Marsch, der zum Regimentsmarsch wurde. Ein bezeichnender Vorfall in der Geschichte des Regiments ist die sog. Wurstaffäre, die sich in Budweis im Jahr 1905 abspielte. Damals waren die Soldaten zur Niederschlagung von Demonstrationen für die Einführung des gleichen Wahlrechts eingesetzt und bewachten das Rathaus. Bürgermeister Taschek und der Industrielle Hardtmuth boten dem Kriegsminister für den Abzug des 28. Infanterieregiments hinter die Stadtgrenze, welches sie als unzuverlässig erachteten, eine finanzielle Zuwendung an. Der Bürgermeister ließ dann den Männern Würste zum Geschenk schicken. Das Achtundzwanzigste wies jedoch dieses Geschenk kollektiv zurück, was einen Skandal hervorrief. Zum Andenken an dieses Ereignis verbreitete sich unter den “Prager Kindern” der Gruß „Tě párek“ (Grüß Wurst).
Im Jahr 1912 wurde das 28. Infanterieregiment nach Innsbruck verlegt, wo es Teil des XIV. Armeekorps (Edelweißkorps) wurde. Hier erreichte das Regiment die Nachricht vom Ausbruch des 1. Weltkriegs. Die Regimentskapelle, welche in jenem Moment im Hotel Maria Theresia ein Konzert gab, ging auf die Straße und überbrachte den Bewohnern der Hauptstadt Tirols die Nachricht. Das gesamte XIV. Armeekorps wurde an die Galizische Front verlegt (das II. Bataillon des 28. Infanterieregiments ging als Teil des VIII. Armeekorps an die Serbische Front). Das 28. Infanterieregiment wurde der 5. Infanteriebrigade General Schneiders zugeteilt (gemeinsam mit dem Salzburger k.u.k. Infanterieregiment Nr.59) und somit der 3. Division Feldmarschall Roths, die den Hauptteil des XIV. Armeekorps bildete. Im Rahmen der Kämpfe zwischen russischen und österreichisch-ungarischen Kräften in der Schlacht von Komarow erlebten die Achtundzwanziger ihre Feuertaufe am 28. 8. 1914. Beim Vorrücken von Sniatyn und Hujcze waren sie gegen die russischen Einheiten erfolgreich und eroberten eine Artilleriebatterie. Beim späteren Angriff bei Poturczyn gerieten die Achtundzwanziger versehentlich ins Feuer der eigenen Artillerie, was erhebliche Verluste verursachte. Nach dem Sieg der österreichischen Waffen in der Schlacht von Komarow, ließ der russische Druck nicht nach, und aufgrund der Verluste an anderen Frontabschnitten musste das Regiment bis zum San und in die Karpaten zurückgehen. Hier stabilisierte sich die Front nach einer Weile wieder. Das 28. Infanterieregiment nahm aber an schweren Rückzugsgefechten teil.
Im Oktober versuchte die österreichische Armee eine Überquerung des Sans zu erzwingen. Nur Einheiten in einer Stärke von vier Bataillonen gelang es bei Rzuchow, das andere Ufer zu erreichen. Unter ihnen waren auch zwei Kompanien des 28. Infanterieregiments. Feldmarschall Roth bezeichnete dies als Zeichen „unvergleichlicher österreichischer Tapferkeit“. Den Rest des Oktobers und Novembers 1914 kämpfte das Regiment auf Rückzugswegen. Nach den Kämpfen blieben vom Regiment lediglich 230 Mann übrig. Zu Ende des Jahres 1914 verlief die Südfront entlang der Karpatenkämme, und es drohte ein russischer Einfall in die ungarische Tiefebene. Problematisch waren auch die neuen Marschbataillone, die hastig aufgestellt und nicht ausreichend ausgebildet worden waren und geringe Kampfmoral zeigten. Die Achtundzwanziger befanden sich im Januar des Jahres 1915 vor Tarnow, wo es verhältnismäßig ruhig war. Am 21. 2. traf beim Regiment bei Sekow das VII. Marschbataillon ein, das die Verluste der vorangegangenen Ereignisse kompensieren sollte. Nach einer Umgruppierung wurde das Regiment der 8. Infanteriedivision zugeteilt. Die war an den Kämpfen beim Angriff der österreichisch-ungarischen Armee bei Gorlice beteiligt. Vom 10. bis 18. 3. wurden die Achtundzwanziger beim Versuch eingesetzt, die russischen Verteidigungslinien bei Sekow zu durchbrechen. Am 23. 3. wurden sie abgelöst und zogen sich nach Grodek zurück. Hier sollte das Regiment nach der Eingliederung in die Reserve der 4. Armee aufgestockt werden. Die Kriegslage erzwang jedoch die Änderung dieses Plans. Die Russen durchbrachen die Front bei Regetow. Das 28. Infanterieregiment hatte den Durchbruch zu stoppen. Nach der Aufstockung um das VIII. Marschbataillon in Bartfeld/Bardějov erhöhte sich die Stärke des Regiments auf 1300 Mann. Einen Großteil dieser frischen Reserven bildeten Männer, die nicht ausreichend auf die Strapazen des winterlichen Schlachtfelds in den Karpaten vorbereitet waren. Bei den anderen Einheiten war die Situation nicht viel besser. Der Vormarsch des 28. Infanterieregiments aus Regetow begann am 28. 3. in außerordentlich schwierigem, gebirgigem Terrain. Es gelang, einige Positionen des Gegners zu erobern, doch musste der Angriff wegen Erschöpfung eingestellt werden. Beide Bataillone (I. und III.) des 28. Infanterieregiments gingen zur Verteidigung über. Die Situation war deprimierend. Das I. Bataillon hatte unter dem Kamm des Gipfels Sekowka eine ungeschützte Flanke und bei Palikowka verfügte es über kein Maschinengewehr. Die Position des III. Bataillons auf dem Dürrberg war nicht viel günstiger. Zudem wurden beide Bataillone durch ein Tal getrennt, was die Kommunikation erschwerte, sodaß der Feind ihnen in die Flanke fallen konnte. Eine Berührung mit dem rechten Nachbarn, dem Steirischen k.u.k. 47. Infanterieregiment, war genausowenig möglich. Im durchgefrorenen Boden konnten nur flache Schützengräben ausgehoben werden, und die Ausrüstung der Männer war für die Bedingungen eines harten Winters völlig unzureichend. Gegen die Achtundzwanziger wurden zwei Spähzüge der Tschechischen Freiwilligen aktiv, die die Soldaten überreden wollten, zu den Russen überzulaufen.
Unter diesen Umständen begannen die Russen am Weißen Samstag, dem 3. 4. 1915, einen Angriff auf die Stellung des 28. Infanterieregiments. Es handelte sich nicht um einen isolierten Ausfall, sondern um Teil einer größeren Operation. Beide Bataillone befanden sich in einer sehr schwierigen Situation, denn sie waren praktisch umzingelt. Nach Kämpfen und Versuchen eines Durchbruchs gab sich die Mehrheit der Soldaten des 28. Infanterieregiments geschlagen. Unter den Soldaten waren zweifellos auch solche, die sich ohne Gegenwehr ergaben. Mehr als ideelle Beweggründe spielte hier die völlige physische Erschöpfung eine Rolle. Jedoch kann man sicher nicht von gesammeltem „Überlaufen des 28. Infanterieregiments zu den Russen“ sprechen, wie es die nationale tschechische Nachkriegsgeschichtsschreibung tut. Den Dokumenten der III. Armee zufolge wurden nach den Kämpfen 350–400 unverwundete Regimentsangehörige aufgesammelt. Angesichts der Stärke des Regiment vor der Schlacht von ungefähr 1300 Mann, handelte es sich um einen Gesamtverlust (Gefallene, Gefangene, Verwundete und Kranke) von 900–950 Mann, d. h. 69 – 73 % des Istbestands.
Das AOK sah die Dinge jedoch anders, und durch seinen Befehl vom 11. 4. 1915 wurde das k.u.k. 28. Infanterieregiment aufgelöst und die Regimentsfahne ins Wiener Arsenal gebracht. In Szegedin existierte bis dahin ein Ersatzregiment, und das XI. Marschbataillon erwartete den Abmarsch an die Front. Bei der Untersuchung des Divisionsgerichts in Temeswar ließ sich der Vorwurf von Verrats und Feigheit nicht beweisen, woraufhin die Anklage fallengelassen wurde. Nun wurde die Rehabilitierung des Regiments nachdrücklich angestrebt. Zwar wurde am 12. 6. 1915 der Erlass zur Auflösung des 28. Regiments erteilt, doch wurde diese Maßnahme für das Ersatzregiment in Szegedin „bis auf weiteres“ widerrufen. Inzwischen wurde am 6. 6. das Marschbataillon XI/28 nach Italien an die Isonzo-Front verlegt, wo es aufgelöst und seine Soldaten anderen Einheiten zugeteilt wurden. Nach der Ankunft im Gebiet Dornberg (Montespino) – S. Daniel (Stanjel) bat der Bataillonskommandant Hauptmann Helly den Kommandanten der 93. Infanteriedivision General von Boog, dass sein Regiment wieder mit seiner alten Bezeichnung kämpfen dürfe. Dies wurde schließlich genehmigt. Die Achtundzwanziger beteiligten sich so an der ersten Isonzo-Schlacht bei der Zurückschlagung der italienischen Offensive. In der 2. Isonzo-Schlacht, die am 23. 7. begann, beteiligte sich das Bataillon XI/28 an der Wiedereroberung der strategischen Höhe Monte S. Michele. Danach zogen sich die Achtundzwanziger nach Tolmein zurück, wo ihre großen Verluste im Oktober ersetzt wurden. Im Verlauf der 3. Isonzo-Schlacht blieb das Regiment in Reserve. Während der 4. Isonzo-Schlacht befanden sich die Achtundzwanziger wieder auf Monte S. Michele und sollten ihn gegen italienische Angriffe verteidigen. Zweimal gelang es italienischen Divisionen, am 22. und am 29.November, bis zur Mitte des westlichen und nördlichen Hangs durchzubrechen, sie wurden jedoch von der Gegenwehr der Achtundzwanziger vertrieben. Monte S. Michele wurde verteidigt. In den Kämpfen fiel auch der Regimentskommandant Hauptmann von Helly.
Diese außerordentliche Kampfleistung führte dazu, dass Kaiser Franz Josef I. seinen Beschluss zur Auflösung des Regiments revidierte. Das Batallion XI/28 wurde ins albanische Skutari abkommandiert. Hier erfuhren die Achtundzwanziger vom Beschluss ihres Heerführers und sie erhielten ihre Fahne zurück. Kommandant des neu geschaffenen Regiments wurde Leo Mauterer.
Bis Kriegsende wurde das 28. Infanterieregiment an der Südfront eingesetzt, und zwar mit ausgezeichneter Bewertung seitens der vorgesetzten Offiziere. Die Achtundzwanziger waren eine der letzten Einheiten, die im November 1918 die Front verließen. Durch ihren Kampfeinsatz in den letzten Kriegstagen ermöglichten sie den Rückzug kaiserlicher Regimenter von der Front, die so der italienischen Kriegsgefangenschaft entgingen.
Regimentsinhaber 1698 – 1918
1698 – 1713 Franz Sebastian von Thürheim
1713 – 1716 Friedrich Ludwig von der Lanken
1716 – 1754 Leopold Philipp von Aremberg
1754 Leopold von Scherzer
1754 – 1779 Friedrich von Wied-Runkel
1779 – 1798 Wilhelm von Wartensleben
1799 – 1814 Michael sv. pán z Frölich
1815 – 1832 Johan sv. pán Kutshera
1832 – 1848 Theodor graf Baillet de Latour
1849 – 1881 Ludwig von Benedek
1881 – 1900 Humbert ( Umberto ) I., König von Italien
Seit dem Jahre 1900 Viktor Emanuel III., König von Italien